Handwerker- und Rohstoffstau: Bayern ganz vorne | Abendzeitung München

2021-11-18 01:19:08 By : Mr. Herry Lee

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München - "Dieses Jahr nicht wieder" - diesen Satz hören willige Bauherren heutzutage viel öfter, als ihnen lieb ist. Doch nun werden kleinere Dienste im Handwerk wohl auch mit längeren Wartezeiten verbunden sein. Denn neben dem seit Jahren im Handwerk herrschenden Fachkräftemangel gibt es nun auch Materialengpässe.

„Ziegel sind keine Mangelware“, sagt Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, lakonisch. Ansonsten fehlt alles: Holz, bestimmte Kunststoffe und Betone sowie Stahl und Dämmstoffe. Die Gründe sind unterschiedlich: Bei Holz ist in erster Linie die gestiegene Nachfrage auf dem Weltmarkt schuld, bei Stahl und Kunststoff die reduzierte Produktion aufgrund der Corona-Pandemie. In Italien und Tschechien sind einige Hochöfen nicht in Betrieb und „es dauert eine Weile, bis so ein Hochofen wieder in Gang kommt“, erklärt Peteranderl.

Die Baustoffknappheit bringt die Handwerksbetriebe in Bedrängnis: Termine können nicht eingehalten werden und in vielen Verträgen sind die Materialkosten schon lange fixiert. Die Unternehmen müssen dann extra zahlen, sodass sich viele Baustellen nicht mehr lohnen würden.

Vor allem Großprojekte leiden unter Materialmangel. Schließlich baut auf einer Baustelle alles aufeinander auf. Das Fundament muss vor dem Zeichnen der Wände stehen, das Dach muss dicht sein, bevor das Parkett verlegt wird. „Er hat einen unendlichen Rattenschwanz“, sagt Peteranderl, der als Bauunternehmer das Problem selbst gut kennt. Auch der Verkehr in München ist betroffen: Die Sanierung der Straßenbahngleise in der Sonnenstraße verzögert sich wegen fehlender Dämmung um zwei Wochen.

Hinzu kommt der Arbeitskräftemangel, wie eine Studie des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung (KoFa) zeigt: bundesweit rund 65.000. Während in vielen Branchen aufgrund der Corona-Krise weniger Personal benötigt wurde, wurde am Bau weitergebaut. Von den 26 Berufen mit den größten Engpässen sind 17 im Baugewerbe. Besonders ernst ist die Lage in Bayern und Baden-Württemberg. In Teilen Frankens können mehr als 70 Prozent der Stellen nicht besetzt werden.

Vor allem die Zukunftsaussichten sind hier alles andere als rosig. „Wir konnten nicht in die Schulen gehen, um Werbung zu machen, und unsere Sonderschau Junge Generation auf der Handwerksmesse musste jetzt zum zweiten Mal abgesagt werden“, sagt Peteranderl. Im Jahr 2020 konnten bereits 5,4 Prozent weniger Lehrlinge eingestellt werden. Wegen der Pandemie rechnet der 65-Jährige mit einem weiteren Rückgang. In den 2000er Jahren gab es ein Drittel mehr Gesellenprüfungen als heute.

Von den Bauherren sind daher vor allem Geduld und Flexibilität gefordert. Eventuell ist ein anderes Dämmmaterial oder ein anderes Heizsystem erforderlich. „Das ist eine schwierige Situation für diejenigen, die sich gerade in der Planungsphase befinden. Aber deswegen sollte man seine Pläne jetzt nicht beiseite legen“, erklärt Peteranderl. Am Ende steht und fällt mit der Planung alles, sodass auch das Unvorhergesehene besser aufgenommen werden kann: "Je besser man plant, desto weniger Ärger hat man danach."

Solange die Materialpreise so hoch sind, wird es für die Verbraucher definitiv teurer. Zumindest bis die Produktion wieder angelaufen ist.